Reise nach Belgien und Frankreich (Brüssel und Routot)

Das Blasorchester des Musikvereins war vom 17. bis 20.Mai in Brüssel und Routot. An Christi Himmelfahrt trafen wir uns um dreiviertel fünf morgens am Katholischen Gemeindehaus in Wangen. Obwohl alle verständlicherweise noch recht müde waren (wir hatten am Mittwoch Abend noch ein Ständle in Böhmenkirch), war der Bus einigermaßen schnell gepackt und um viertel sechs ging’s los in Richtung Brüssel, wo wir kurz nach halb zwei angekommen sind. Ins Hotel hat es uns nicht gleich gereicht, da wir ein Konzert im Parc de Bruxelles, dem schönsten Park Brüssels gegenüber dem Königsschloss, auf dem Plan stehen hatten.

Das bedeutete umziehen im Bus und ab in den Park. Petrus war uns gewogen und pünktlich zu unserem Auftritt kam die Sonne heraus. Vielleicht lag es ja an unserem Auftakt-Stück „Die Sonne geht auf“?! Und nicht nur das Wetter, auch die Zuhörer waren von dem einstündigen Auftritt begeistert, denn die Bankreihen vor „unserem“ Pavillion waren gut gefüllt und es wurde nicht an Applaus gespart.

Nach dem anschließenden Check-In in unserem Hotel in der Nähe des Flughafens von Brüssel hatten wir den restlichen Tag, um die Stadt zu erkunden. Das Atomium hatten wir auf einem kurzen Umweg auf dem Weg ins Hotel schon besucht, oder besser gesagt vom Bus aus fotografiert. Ein ganz wichtiger Besichtigungspunkt war also schon erledigt. Aber dennoch schnell umziehen, duschen und mit dem Zug ins Zentrum und in kleineren oder größeren Gruppen los. Ob der wunderschöne Grand Place, das Manneken Pis oder die Metzger-Straße – jeder hatte seine Favoriten, die er unbedingt sehen wollte, auf dem Plan. Doch weil der Tag lang und anstrengend war, zog es uns nicht allzu spät zurück ins Hotel (oder lag es daran, dass der letzte Zug um halb elf fuhr?) und die meisten verschwanden bald in ihren Zimmern, denn der nächste Tag sollte ja nicht weniger ereignisreich werden.

Und so war es auch. Nach dem Frühstück, das sich einige schon in den frühen Morgenstunden redlich im Schwimmbad des Hotels verdient hatten, beluden wir wieder den Bus, denn um halb elf mussten wir in der Landesvertretung Baden-Württembergs bei der EU sein. Bürgermeister Stöckle hatte für uns den Kontakt nach Brüssel hergestellt und so konnten wir dort im Rahmen einer „Musikalischen Matinée“ im Europasaal auftreten. Wir waren alle kräftig gespannt, was auf uns zukommen würde und wir waren es zu Recht. Nach dem Aufbauen saßen wir auf unseren Stühlen und warteten auf die Zuhörer. Und sie strömten. Etwas ungeachtet der schwäbischer Pünktlichkeit war der Saal um kurz nach elf Uhr zum Bersten voll und wir wurden vom Leiter der Landesvertretung, Richard Arnold, offiziell, aber doch sehr herzlich und humorvoll, begrüßt. Unter den Zuhörern waren neben vielen Besuchern und Offiziellen auch der Leiter der Landesvertretung sowie der deutsche Botschafter in Brüssel. Nachdem unser Dirigent, Bruno Milder, in einigen prägnanten – jedoch nahezu schwärmerischen – Sätzen unsere Heimat Wangen vorgestellt hatte, durften wir unser musikalisches Können unter Beweis stellen. Und mit einem anspruchsvollen Programm, das sowohl schwäbische Volkslieder beinhaltete, aber auch vor international bekannten Stücken nicht halt machte, hatten wir die Sympathien der Zuhörer schnell auf unserer Seite und der Beifall fiel verdient großzügig aus. Nach einem kurzen Empfang im Innenhof wurden wir in die Schwarzwaldstube eingeladen, wo wir gut mit Saiten, Brezeln und heimischem Bier verköstigt wurden. Doch das mit dem Bier war so eine Sache, denn wir hatten ja für den Abend unser Galakonzert in Routot auf dem Plan und so musste so manches Pils, das man vielleicht gerne getrunken hätte, dem vernünftigerem Mineralwasser weichen. Aber erst einmal hieß es wieder Bus packen. Langsam hatten wir ja schon Routine und so waren wir um zwei Uhr mittags schon wieder „on the road“, diesmal in Richtung Normandie.

Langsam ging die Fahrerei an die Substanz, wir wollten endlich in Routot ankommen! Und das taten wir dann endlich auch um kurz vor 20 Uhr. Nur die Instrumente kurz im „Salle des Fêtes“ abladen und weiter ins Massenlager in der Turnhalle am Ortsrand, denn um 21 Uhr sollte ja unser Galakonzert beginnen. Wir hatten schließlich mehrere Monate das musikalische Programm für die Reise vorbereitet und dann sollte das Konzert auch anständig werden. Doch unser Quartier war leider nicht bezugsbereit, weil die örtliche Judo-Gruppe noch mitten im Training war. Wir haben es aber trotzdem geschafft, uns schnell umzuziehen und dann in voller Montur pünktlich um 21 Uhr wieder im Festsaal zu sein. Mit knurrendem Magen (und ganz ehrlich auch mit etwas Vorfreude auf ein gemütliches Gläschen Wein oder Bier nach dem Auftritt) verfolgten wir das Programm des Abends, denn wir sind ja davon ausgegangen, dass unser Galakonzert bald beginnen soll. Nach den Auftritten der Fanfare de Routot, dem örtlichen Chor und mehreren Tänzern konnten wir letzten Endes erst um halb zwölf auf die Bühne. Verständlicherweise ziemlich platt nach diesem anstrengenden Tag, hatte Bruno wegen der fortgeschrittenen Zeit etwas Mitleid mit uns und kürzte das Programm um zwei Stücke. Einerseits froh über die Erleichterung, andererseits etwas enttäuscht, weil wir uns ja sehr lange vorbereitet und auch auf den Auftritt gefreut hatten, konnten wir unsere Instrumente noch vor ein Uhr einpacken. Hungrig waren wir eigentlich auch noch, doch das Thema war wohl endgültig vom Tisch. Aber es gab noch Bier! Frisch gezapft, wenn auch sehr gewöhnungsbedürftig, sind wir wenigstens noch dazu gekommen. Zurück in der Turnhalle wollten wir allerdings noch nicht gleich schlafen, worauf wir uns noch gemütlich auf dem Boden (Tische und Stühle gibt’s da nicht) zusammengesetzt haben und noch einigen Spaß hatten.

Und trotz nur wenigen Stunden Schlaf stand ja am Samstag wieder einiges auf dem Programm. Nach einem selbst organisierten Frühstück (Supermarkt bzw. Kaffee im Lokal) ging’s mit dem Bus nach Etreville, wo wir auf einem Markt einige Stücke zum Besten geben durften. Gut versorgt vom Stand der Gemeinde Wangen mit frisch gezapftem Bier (dieses Mal wirklich) und Wibele. Nach dem (teilweise etwas für Verwirrung sorgenden) Mittagessen haben wir uns den Fischerort Honfleur an der Atlantikküste angeschaut. Die Interessen waren unterschiedlich: Die einen erkundeten auch den letzten Fleck des Städtchens, andere genossen das Flair und das gute Essen rund ums zentrale Hafenbecken.

Am Abend war der offizielle Partnerschaftsabend aus Anlass des 15-jährigen Bestehens der Partnerschaft in Hauville, einem Teilort von Routot. Unterhalten wurden wir von der Fanfare und dem Gesangverein Wangen mit abwechslungsreichen Liedern und bunten Programmeinlagen. Das leckere Buffet ließen sich alle schmecken und so war man gerüstet für die folgenden Tanzrunden. Doch leider endete der Abend nicht gemeinsam, denn wir mussten – spontan organisiert – in Etappen heimfahren, denn unser Busfahrer hätte seine Lenkzeit überschritten und zu Fuß war es zu weit. So wurden wir über einen längeren Zeitraum in privaten PKWs heim in unser Quartier gebracht, wo wir dann doch recht dankbar schnell in unseren Schlafsäcken verschwanden, denn am Sonntag mussten wir ja wieder früh raus.
Um halb acht haben wir – in Rekordzeit – unseren Bus gepackt und waren um acht am Marktplatz, wo die große Verabschiedung stattfand. In der nahen Bäckerei haben wir uns dann noch mit frischem Baguette für die Heimreise eingedeckt, denn mit großen Pausen war nicht zu rechnen. Pünktlich mit einer halben Stunde Verspätung sind wir dann mir drei Bussen in Kolonne aus Routot wieder abgefahren, um stark 12 Stunden später ziemlich erledigt wieder in Wangen anzukommen.

Dank zu sagen bleibt Herrn Bürgermeister Stöckle für die Vermittlung der Kontakte in Brüssel. Es waren zwei sehr gelungene Auftritte in der belgischen Hauptstadt, und vor allem das Konzert bei der Landesvertretung wird uns sicher noch lange in sehr guter Erinnerung bleiben. Gerne haben wir den Namen Wangen wieder über die Landesgrenzen hinaus gut präsentiert und unseren Ort würdig vertreten. Vielen Dank auch an alle Verantwortlichen innerhalb des Vereins für einen super organisierten Ausflug und nicht zuletzt an unseren Dirigenten Bruno Milder! Er hat uns einmal mehr durch konsequente Arbeit nach vorne gebracht und durch seine beinahe schon französische Gelassenheit zum richtigen Zeitpunkt (wenigstens nach außen hin) gute Musik machen lassen!

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